Die Wiedergeburt des Melchior Dronte : Der Roman einer Seelenwanderung by Paul Busson

Die Wiedergeburt des Melchior Dronte : Der Roman einer Seelenwanderung by Paul Busson

Autor:Paul Busson [Busson, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, ReScanDone, RawEpub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ein Bauer, den ich mit seinem Gespann in meine Dienste nahm und nach dem stattlichsten Gebäude im weiten Umkreis fragte, versicherte mir, daß dies das Schloß Krottenriede sei. Doch führe der Weg dorthin an die zwei Tagreisen durch dicken Wald und abscheuliches Moor und sei keineswegs sicher. Die Bande des Spillermaxe habe vor nicht allzulanger Zeit im Verdammten Bruch und im Klosterholz nächst der Straße gelagert, und auch die Wilddiebe täten sich nicht allzu selten zusammen, um etwa ein feisteres Wild zu erjagen als einen Hirschen oder Rehbock.

Auch der Pfarrer, dem ich deutlich eine durchwachte Nacht ansah, warnte mich vor dem weiten Forst, in dem es nicht geheuer sei. Als er mich aber zur Ausfahrt entschlossen sah, nahm er mit sichtlicher Bewegung Abschied von mir und empfahl mich dem Segen Gottes, der mich gnädigst vor falschen Künsten und Blendwerk des Satans bewahren möge. Denn nach reiflichem Nachdenken könne er nicht glauben, daß Gott sich eines mohammedanischen Mönches oder Derwisches wolle bedienen, um einem gläubigen Christen, als welchen er mich erkannt, habe Weisungen zukommen zu lassen.

Ich dankte ihm für die Nachtherberge und die Zehrung und trieb den Bauern, der Görg Rehwang hieß, zur Eile an, da ich allen Grund zu fürchten hatte, der wenige Mut des Mannes könnte sich noch vor Antritt der Reise verflüchtigen. Nachdem ich mich noch vergewissert hatte, daß der Postknecht im Laufe des Tages die Heimreise wohl wagen könne und ziemlich wohlauf sei, fuhren wir mitten in den Wald hinein.

An dem geduckten Nacken und den scheuen Seitenblicken, die der Rehwang nach rechts und links tat, merkte ich bald, daß er das Herz in den Hosen hatte, und es dauerte auch nicht lange, so wendete er sich halb um und fragte mit käsweißem Gesicht: »Habt Ihr nichts gehört, Herr?«

»Nichts«, sagte ich.

»Zur rechten Hand hat einer einen Pfiff getan oder ich soll nicht selig werden!« wisperte er und kraulte sich im Haarfilz.

Aber es geschah nichts. Es mochte vielleicht ein Wildvogel gewesen sein.

Dann aber, als wir in eine moorige Heidegegend gelangten, begann er von dem Wirtshause zu erzählen, in dem wir Unterkunft finden sollten für eine Nacht und das »die Kugelmühle« genannt war.

»Es soll dort manch einer mit schweren Steinen an den Füßen, ohne Kleider und Habe, in der Tiefe der schwarzen Moorwässer einsam stehen, zur Freude der Krebse, Wasserkäfer und Aale«, schwätzte er, und seine Zähne klapperten. »Herr, wie wär’s, wir drehten die Gäule mit den Stirnen dorthin, von wo wir gekommen?«

Ich gab ihm keine Gegenrede, und so fuhr er mit einem tiefen Seufzer weiter. Die Gegend war düster und traurig. Zwischen schillernden Lachen standen uralte und knorrige Bäume, mit Warzen und Kröpfen bedeckt. Abgestorbene und vom Blitz geschälte Stämme breiteten verzweifelt ihre gewundenen Schlangenarme aus. An Wassertümpeln mit einer Haut aus dickem grünem Schleim lauerten Krüppelweiden, auf denen hungrige Krähen hockten. Ganz bekalkt waren Stämme und Äste von dem Kot der rastenden Vögel. Manchmal stieg mit pfeifendem Flügelschlag eine Ente aus dem Röhricht auf. Sehr ferne, traurige Flötentöne säuselten im Winde, und graue Nebelweiber schleppten ihre triefenden Gewänder durch die Baumkronen.



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